Die Vinschgerbahn:

Im Jahre 1903 wurde die Vinschgaubahn AG gegründet und somit die finanzielle Grundlage geschaffen diese Bahnlinie zu planen. Es verging aber noch einige Zeit bis verschiedene bürokratische Hürden überwunden waren und die Bauarbeiten definitiv beginnen konnten. Im Juli 1906 konnte die 60 km lange Vinschgerbahn von Meran nach Mals endlich eingeweiht werden. Betrieben wurden die Züge von der österreichischen kaiserlich-königlichen Staatsbahn (k.k. Stb.). Die Bahn garantierte dem Vinschgau einen schnelleren Warentransport und diente zunehmend auch dem aufkommenden Touristenverkehr. Geplant war zudem der Ausbau der Linie als innerösterreichische Verbindung nach Landeck und Anbindung an die 1885 eröffnete Arlbergbahn. Im Jahre 1918 begannen die Bauarbeiten an der Nordrampe (Landeck-Reschen), wobei bereits ein ca. 22 km langes Teilstück mit einem Tunnel (das heute noch zu sehen ist) fertiggestellt wurde. Das Kriegsende und die Abtretung Südtirols an Italien stoppten die Weiterführung der Arbeiten. Erst gegen Ende des Zweiten Weltkrieges wurde aus militärischen Gründen wieder versucht diese Nord-Südverbindung zu verwirklichen, doch der Zusammenbruch des Deutschen Reiches und das Ende des Krieges begruben dieses Projekt endgültig.

Während die Linie Bozen-Meran bereits 1935 von der FS elektrifiziert worden war, bestand für die Vinschgerbahn hierfür kein Interesse. Diese nach Ansicht der FS "unwirtschaftliche" Nebenbahn wurde nach und nach vernachlässigt und als "ramo secco" ("dürrer Ast") eingestuft. Der Güterverkehr wurde in den 1980er Jahren zunehmend eingeschränkt und schließlich ganz eingestellt. Auch der Personenverkehr wurde immer stärker reduziert; es verkehrten täglich nur mehr drei Zugpaare wobei ab Meran in Richtung Bozen die Anschlüsse vorsätzlich schlecht gestaltet wurden. Ab 1989 wurde ein Schienenersatzdienst mit Autobussen betrieben, bis schließlich 1990 die endgültige Stilllegung erfolgte.

Einige Eisenbahnfreunde organisierten 1992 unter dem Motto "Lok Dich in den Vinschgau" mehrmals Dampfsonderzüge (mit FS-Dampflokomotiven der Baureihe 740) nach Latsch oder Goldrain. Diese Fahrten waren bei Touristen und Einheimischen äußerst beliebt und fanden großen Zuspruch.

Die Autonome Provinz Südtirol übernahm 1992 die Bahnlinie von der FS und unterstellte diese dem Südtiroler Autobusdienst (SAD). In den darauffolgenden Jahren wurde die Linie komplett vernachlässigt, die Natur holte sich langsam aber sicher die Gleisanlagen und Kunstbauten zurück, die teilweise unwiederbringlich zerstört wurden. Lange wurde um eine Sanierung spekuliert, bis man sich dann endgültig entschied, Studien für eine Wiederinbetriebnahme in Auftrag zu geben. Nach längeren Verzögerungen in der Planungsphase wurden die Arbeiten ausgeschrieben und an verschiedenen Baufirmen vergeben. Die effektiven Sanierungsarbeiten wurden im Jahre 2000 begonnen. Es mussten zahlreiche Brücken erneuert bzw. instandgesetzt, die meisten Bahnübergänge eliminiert und Sicherungsarbeiten durchgeführt werden. Die Gleisanlagen wurden komplett erneuert, wobei die modernsten Materialien und Techniken des heutigen Bahnbaus verwendet wurden. Alle Bahnhofsgebäude wurden restauriert und modernisiert. Moderne Bahnsteige sollten das Niveaugleiche zusteigen erlauben, modernste Signal- und Sicherungsanlagen mit zentralem Stellwerk in Meran wurden errichtet. Die Verträge mit der Firma Stadler (Bombardier-Adtranz) über die Auslieferung von 8 modernen Niederflur-Gelenktriebwagen Modell GTW 2/6 wurden bereits im Herbst 2001 unterzeichnet, die Auslieferung erfolgte in den darauffolgenden Jahren.

Die Eröffnung der neuen Vinschgerbahn wurde für den Herbst 2004 festgelegt, durch anfängliche Terminprobleme bei den Arbeiten aber auf den Frühjahr 2005 verschoben. Das endgültige Datum für die Eröffnung war dann der 05.05.2005
Nach den dreitägigen Feierlichkeiten und der Einweihung folgte der planmäßige Fahrbetrieb im Stundentakt. Schon in den darauffolgenden Wochen wurde durch das Aufbringen der neuen Südtirol-Dachmarke das Erscheinungsbild der Triebwagen verändert. Es mussten zwar einige "Kinderkrankheiten" -sprich Pannen beseitigt werden, trotzdem fand die neue Vinschgerbahn unter den Einheimischen und den Touristen einen unerwartet großen Anklang. In den ersten Monaten wurden Rekordzahlen an Fahrgästen geschrieben, teilweise mussten die Triebwagen sogar in Doppeltraktion verkehren. Seit dem Spätsommer 2005 ist ein neuer Halbstundentakt in Kraft, um den zusätlichen Schülerverkehr effizient bewältigen zu können.